Wohnliche einheit

Mit einer kompletten Neugestaltung machte dieser Garten einen Zeitsprung von rund 30 Jahren. Wo vorher typische 80er-Jahre-Ästhetik vorherrschte, entfaltet sich nun stilsicher zeitgemäße Eleganz. Geplant und ausgeführt hat das Projekt Daldrup Gärtner von Eden aus Havixbeck.

Alles begann damit, dass das Ehepaar sein in den 80er Jahren errichtetes Haus umfangreich renovieren und modernisieren ließ. Helle Farben, hochwertige Materialien, offene Raumkonzepte prägten nun die Wohnräume. Doch nun harmonierten Innen- und Außenbereich so gar nicht mehr miteinander, denn jenseits der Terrassentür entfaltete sich weiterhin der Charme vergangener Jahrzehnte – genau das, was man aus den Innenräumen gerade mit sehr viel Akribie vertrieben hatte.

Da wurde den Gartenbesitzern klar: Innen und Außen gehören einfach zusammen, und folglich muss die Modernisierung weitergehen, will man sich wirklich dauerhaft im eigenen Heim wohl fühlen. Also ging es nun an die Gartenumgestaltung. Hier sollten wie im Haus Helligkeit, Harmonie und wohnliche Modernität einziehen, so das Briefing an Gartengestalter Michael Daldrup, Gärtner von Eden aus Havixbeck.

„Als ich den Garten kennen lernte, prallten an der Terrassentür alte und neue Wohnwelt der Besitzer hart aufeinander“, beschreibt Daldrup seinen ersten Eindruck. Im Haus alles hell und modern, draußen die rustikale Natursteingemütlichkeit vergangener Zeiten. „Der Charakter der Terrasse als Übergangszone zwischen drinnen und draußen ist bei diesem Haus besonders ausgeprägt, da sie durch vorgezogene Mauerscheiben stark in die Architektur des Hauses eingebunden ist“, stellte er sofort fest. Doch gerade diese Fassade bleib bei der Modernisierung unverändert, so dass die Herausforderung bei der Umgestaltung der Terrasse darin bestand, die neue Luftigkeit der Wohnraumgestaltung sowohl auf den Garten als auch auf die Fassade des Hauses zu übertragen. Schaut man heute aus dem Garten auf die Terrasse, kann man zunächst kaum glauben, dass man tatsächlich dasselbe Haus vor sich hat, doch im Vergleich von Vorher- und Nachher-Foto wird deutlich, an welchen Punkten der Gartengestalter angesetzt hat: Zum einen erweiterte er den gesamten Komplex aus Beeten und Terrasse in den Garten hinein. Außerdem scheint der vorher recht beengt unter einem Vorsprung der Fassade gelegene Sitzplatz aus der Fassade herausgezogen worden zu sein: „So haben wir deutlich mehr Platz für Beete und einen Esstisch und viel mehr Helligkeit am Sitzplatz geschaffen“, schildert Michael Daldrup. Heute strahlt dieser Bereich den Betrachter regelrecht an. Das liegt auch daran, dass das die Terrasse überspannende Betondach und die sie begrenzenden Pfeiler weiß gefasst wurden. „So sind sie zu einer Einheit zusammengewachsen, die nun der eigentlichen Fassade vorgeschaltet wirkt und der Terrasse einen luftig-hellen Rahmen gibt“, fasst der Gartengestalter zusammen. Großformatige, rechteckige Schieferplatten als Bodenbelag runden das Bild eleganter Modernität ab.

Spiel mit den achsen

Betrachtet man die Vorher-Fotos des Gartens, bekommt man den Eindruck einer gewissen Enge. Zwar ist alles top gepflegt, doch die Pflanzen in den Beeten rund um die rechteckige Rasenfläche brachten keinerlei Struktur oder Tiefe in den Garten, sondern scheinen einfach in die Mitte zu drängen. Zudem brauchte es nur einen Blick, um den Garten komplett zu erfassen. Beides hat sich mit der Umgestaltung grundlegend geändert. Obwohl die Gartenfläche natürlich nicht größer geworden ist und mit dem Wasserbecken sogar ein recht raumgreifendes Element hinzugekommen ist, erscheint er heute viel großzügiger und abwechslungsreicher. Gründe dafür gibt es reichlich. Der augenfälligste: Es gibt keinen Rasen mehr. Von dem trennten sich die Gartenbesitzer leichten Herzens und gewannen dadurch viel Fläche für andere, abwechslungsreiche Elemente und die Freiheit, die Gartenfläche vielfältig zu gliedern. Die zuvor an den Rand des Rasens verbannten Pflanzflächen rückten räumlich in die Mitte und damit auch ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Sie sind heute Blickfänger, Raumbildner, Farbtupfer, Duftlieferanten, Sichtschützer und noch vieles mehr. Auch der Blick auf den Boden offenbart eine neue Vielfalt. Das einheitliche Grün des alten Gartens wurde abgelöst von mit hellem Kies belegten Flächen. Durch sie führen elegant dunkle Schieferschrittplatten, die einen Weg andeuten, ohne die Leichtigkeit der Kiesfläche zu stören. Der Kies wirkt mit seinem Hellbraunton angenehm warm und setzt, kleinteilig und locker, einen schönen Kontrapunkt zur Geradlinigkeit des Wasserbeckens und der Bodenplatten.

Die Treppe, die den Höhenunterschied zwischen Terrasse und Garten überwindet, bekam neue Abmessungen. Lag sie vor der Umgestaltung zurückhaltend an der Seite der Terrasse, führt sie heute im Format einer Freitreppe selbstbewusst nach unten. Dadurch bekommt der Garten eine Art Mittelachse, die sich in dem zu Füßen der Treppe liegenden Wasserbecken fortsetzt. Dieses ist rechteckig wie der Garten, trifft aber mit seiner Schmalseite auf die Treppe, so dass seine Längsachse quer zu der des Gartens liegt. Das erzeugt eine angenehme Spannung und streckt gleichzeitig die Mittelachse des nicht besonders tiefen Gartens. Um Treppe und Wasserbecken vollends zu einer Einheit zu verschmelzen, erhielt das Wasserelement eine Einfassung aus den gleichen Schieferplatten, die auch auf Terrasse und Treppe das Bild prägen. Die Treppe selbst ist noch einmal gegliedert: Rechts und links gibt es jeweils einen Aufgang und in der Mitte ein größeres Holzpodest, das exakt die Breite des Wasserbeckens aufgreift. „Es verleiht der Treppenanlage zusätzliche Spannung, setzt dem kühlen Grau des Schiefers einen angenehm warmen Ton entgegen und dient ganz praktisch als Sitzgelegenheit, von der aus man entspannt die Füße ins Wasser baumeln lassen kann“, fasst Michael Daldrup die vielen Funktionen des Elements zusammen. Ihre hintere Begrenzung erfährt diese Sichtachse durch eine Natursteinmauer. Sie ist mit dem Edelstahlwasserauslauf gleichzeitig optischer Bezugspunkt und Teil des Sichtschutzkonzepts. Früher an den Rand gedrängt und vor allem grün, sind die Pflanzen in großer Vielfalt und eleganten Farben heute die Stars des Gartens. Wer auf der Terrasse sitzt, wähnt sich schon hier mitten in der Natur, so üppig sind die angrenzenden Beete bepflanzt. Im Garten blühen Hortensien und Lavendel um die Wette mit Storchschnabel, Sommerflieder, Salbei und Sonnenhut. Für einen sattgrünen, ruhigen Hintergrund, vor dem all diese Blütenpracht noch besser zur Geltung kommt, sorgt die dichte Thujahecke, die noch aus der Zeit vor der Umgestaltung stammt. Sie ist allerdings nicht nur Leinwand, sondern auch Sichtschutz, den der Gartengestalter um eine Reihe Spalierhainbuchen ergänzte, die die Gartenbesitzer heute vor dem Anblick der Dachfläche des Nachbarhauses schützen.

Neben dem Wasserbecken auf dem Kiesplatz zieht das filigrane Gartensofa Blicke auf sich und Gartengenießer an. Wer hier Platz nimmt, kann die Pflanzenfülle aus anderer Perspektive betrachten, ist von ihr umgeben und in sie eingehüllt. Aus diesem Blickwinkel zeigt sich auch, dass die weiß verputzen senkrechten Mauern der Terrassenbeete bestens mit dem Architekturrahmen der Terrasse korrespondieren. Farblich ist das Pflanzkonzept wie der komplette Garten ganz auf stilvolles Understatement ausgelegt: Weiß-, Violett- und Grüntöne dominieren.

www.daldrup.de


PLANUNG/AUSFÜHRUNG Daldrup Gärtner von Eden, Havixbeck
GRÖSSE 200 qm
POOL Eurowellness, Dortmund
MATERIALIEN Schiefer (als Platten und Riemchen), Bangkirai-Holz, Kalksteinsplitt, Edelstahl

FOTOS miqueltres.com