mit sanften tönen

Umrahmt von herrschaftlichen Villen der Jahrhundertwende, mit roter Backsteinarchitektur oder weißverputzen Fassaden, liegt das wunderschöne historische Landhaus im Stadtteil Groß Flottbek. Architektin Heike Tellmann nahm sich seiner an, holte mit Bedacht den alten Charm hervor und schuf eine großzügige moderne Familienoase.

Das ehemalige Landhaus aus dem Jahr 1923 befand sich in einem sanierungsbedürftigen Zustand, als die Bauherren das Haus mit rotem Backstein für sich entdeckten. Zuvor als Dreiparteienwohnhaus genutzt, wollten sie es wieder in den Ursprung eines Einfamilienhauses zurückführen. Bereits seit Jahren arbeitet der Bauherr und Investor Marc Ruckriegel mit der Architektin Heike Tellmann zusammen und sprach sie für dieses Objekt an, es mit den vorhandenen typischen Stilelementen wieder zu neuem Leben zu erwecken.

Die vorhandenen klaren und eher reduzierten alten Zierelemente der 20er-Jahre sollten wieder wirken, alles Neue auf das Wesentliche reduziert werden. Kurzum, der Charme der historischen Villa sollte behutsam hervorgeholt und als großzügiger Wohlfühlort für eine Familie mit drei Kindern geschaffen werden – das war der Bauherrenwunsch.

Die Architektin machte sich sofort ans Werk und reichte einen Antrag auf Umnutzung mit zusätzlichem Dachausbau zu Wohnzwecken ein. Da die Villa im heutigen Erhaltungsgebiet liegt, bestand ein besonderes Augenmerk auf dem vorhandenen städtebaulichen Charakter. Dem Ursprung sollten möglichst keine neuen Bauelemente hinzugefügt werden. Die gegebene klare äußere Architektur wurde auch im Inneren aufgenommen. Und so entstand für eine fünfköpfige Familie eine funktionale Raumaufteilung, die einerseits dem lebendigen Miteinander dient und andererseits jedem Familienmitglied einen ruhigen Rückzugsort bietet.

Über mehrere Stufen gelangt man über den überdachten Vorbereich zur Hauseingangstür. Das Entrée im Inneren dient als Garderobe, dem angegliedert das Gäste-WC. Über den großzügigen Flur im Anschluss betritt man den Wohn-Essbereich, der sich mit bodentiefen Fenstern dem Südgarten öffnet. So weitet sich von hier aus axial über die Mitte des Hauses ein herrlicher Blick ins Grün. Das Erdgeschoss mit den Bereichen Wohnen, Kochen und Essen dient der Familie und ihren Gästen als offener Begegnungsraum. Im Essraum wurde das vorhandene Fischgrätparkett samt Unterbau erneuert und optisch an den Bestand angepasst. Eine warme Atmosphäre liefern die Wandfarben in hellem Taupe und betonen die weißen Holzteile sowie die vorhandenen Deckenhohlkehlen. Zwischen Wohnraum und Esszimmer fügt sich ein Kaminofen mit Sichtfenster ein, der beide Räumlichkeiten miteinander verbindet. Großzügige Öffnungen und Schiebetüren schaffen eine offene und leichte Atmosphäre und lassen die Raumfolgen fließend ineinander übergehen. Man spürt, dass dieses Haus einmal einem sehr klaren Entwurfskonzept unterlag. So blieb der Bestand weitestgehend erhalten, lediglich wenige neue Wände in Trockenbauweise wurden platziert.

BEHUTSAMER UMGANG MIT VORHANDENEN STILELEMENTEN

Die oberen Etagen bilden die Rückzugsorte der Familie, in denen ein jeder die Ruhe finden kann, die er benötigt. Über die restaurierte geschwungene Treppe gelangt man zunächst in das Reich der Kinder. Von einem großzügigen wohnlichen Flur im quadratischen Grundriss, betritt man die drei Zimmer und zwei Bäder. Diese, wie alle anderen Bäder des Hauses, sind einheitlich mit einer großformatigen Fliese in Taupe versehen, damit die Gesamtlinie ruhig bleibt und die Altbauteile wahrgenommen werden können. Der Ruhepol der Eltern findet sich im Dachgeschoss. Hierhin führt eine vollständig erhaltene Holztreppe, die zugunsten der optimalen Raumnutzung unversehrt versetzt wurde. Der offene Bereich mit Eichendielen besteht aus einem großen Schlafraum mit Balkon, angegliedert sind Ankleide und Bad.

Im Rahmen der Sanierung wurde das Dach der Villa neu gedämmt und erhielt eine dunkle Deckung, damit der schöne Rotklinker seine kraftvolle Wirkung behält. Die Backsteine der zweischaligen Außenwände wurden gesäubert und das Fugenbild wurde erneuert – so erhielt die Fassade ihre neue Frische. Holzbalkenlagen wurden geprüft und ertüchtigt und eine neue Heizungsanlage wurde eingebaut, so dass die aktuellen Anforderungen der energetischen Optimierung erfüllt sind.

Mit einer Gesamtwohnfläche von etwa 280 Quadratmetern ist durch die feine Arbeit der Architektin ein Wohlfühlort entstanden, der in der Größe eher selten zu finden ist. Mit besonderem Blick fürs Detail und für die Menschen, die darin leben, stellte Heike Tellmann behutsam und liebevoll den Ursprung der alten Landhausvilla wieder her und schaffte eine eindrucksvolle Oase für Groß und Klein, in der man auf schönste Weise miteinander leben und sich gleichzeitig in sein Reich zurückziehen kann.

www.tellmannarchitektur.de

ARCHITEKTEN Tellmann Architektur, Hamburg
LAGE Hamburg-Flottbek, Malerviertel
BAUJAHR 2015
WOHNFLÄCHE 280 qm

FOTOS Thorsten Kollmer