professor dr.
peter zec
Red dot award:
intuitiv, vernetzt,
reduziert
… ist eine vierteilige Kolumne von Christian Heuchel, die die Freude am richtigen Wohnen wieder einfordert.
Das Behagliche, das Menschliche, das Einfache und die Atmosphäre sind durch die Wohnungsnot ins Abseits gerückt. Der Architekt mit der Puppe gibt Tipps zur richtigen Gestaltung von Haustür, Hausbar, Schlafzimmer und Ausblick.
Die Trostlosigkeit unserer Eingänge ist erschreckend geworden. An der Schwelle des Hauses spürt man nichts vom Gemüt der Hausherren. Nichts bleibt in guter Erinnerung. Dabei ist die Gestaltung des Eingangs höchste Kunst und phantastische Erfindung im Musterbuch der Baukunst. Grundvoraussetzung, um anständig in sein Haus zu kommen, wie der Wurm in den Apfel, der Bär in die Höhle. Der falsche Umgang mit der Haustür zerstört die geometrische Ordnung des Grundrisses und damit das Wesen des Hauses. Der Eingang ist Gesicht, Maske und Maul zugleich. Er ist tiefenpsychologische Visitenkarte des Bewohners. Die Philosophen sehen im Begriff der „Schwelle“ Parallelen zur menschlichen Existenz. Die Tür als Symbol des Überganges zum Tod. Lauert nicht in jedem Film das Böse und Unheimliche hinter den schweren Holztüren? Warum hat man nur das wunderschöne Krächzen der Haustür aufgegeben?
Das Bauhaus, das heuer seinen 100. Geburtstag feiert, hat die Türen geölt. Der Wunsch nach Licht, Sonne und Luft hält seit den 1920er Jahren Einzug in unsere Häuser. Unter dem Dogma der Innovation ist uns das romantische Willkommen ausgetrieben worden. Jenes patinierte, kitschige und italienische Wohlgefühl haben die Erben des neuen Bauens gegen das gesichtslose Neutrale ausgetauscht. Die Moderne fegte das Vage und Unentschlossene vom Hof. Farbe wurde zum Fremdwort. Alles in strahlendes Weiß getaucht. Das Ornament wurde verbannt. Die Eingänge wurden zu kleinen Mauselöchern, aus Fenstern wurden grafische schwarze Löcher. Die geliebte Patina entwickelte sich zum Problem.
Wir sollten wieder mit Einfallsreichtum unser Tor zur eigenen Welt errichten. Der Eingang kann durchaus klein sein. Dadurch wirkt der Raum dahinter größer. Der Empfang ist möglichst persönlich zu gestalten. Abstrakte Kunst kann dabei helfen, weltmännisch zu wirken. Der Name des Eigentümers sollte in Stein gemeißelt sein. Dies vermittelt Großzügigkeit und den Eindruck, dass einem die Aufwertung der Straße am Herzen liegt. Weitere Tipps: Ein Foto vom Eingang mit der ganzen Familie inklusive Haustieren machen. Wenn Sie ein Pferd besitzen, bitte dazustellen. Ist man Single, Nachbarn zum Fototermin einladen. Das Ergebnis dann im Eingangsbereich aufhängen. Und die wichtigste Regel: Den Gast nie die Schuhe ausziehen lassen!
Christian Heuchel und Van Heuchel
www.christianheuchel.de
www.ortner-ortner.com
FOTOS Red Dot