deR GARTEN DER ROBINIE

Soeren von Hoerschelmann plante einen perfekten Lebensraum mit Gärten im Garten auf dem Land – ganz nach den Wünschen seiner Bauherren. Und die Robinie erhielt hier einen neuen Platz,  der sich harmonisch in das Gesamtbild einfügt.

Am Anfang war die Robinie. Zumindest in diesem Garten mit Haus, von der Mutter übernommen, aber eigentlich viel zu weit von Hamburg entfernt. Das Grundstück sollte verkauft werden. Doch zu viele kostbare Erinnerungen hingen an ihm. Also wurde es zum Wochenend-Domizil und die Robinie betrat erstmals die Bühne: Eine alte Kiefer musste ersetzt werden. Der Garten bekam also eine neue Mitbewohnerin, die es in ihrem neuen Zuhause zunächst recht ruhig hatte. Bis die Menschen schließlich doch beschlossen, permanent aufs Land zu ziehen. Der Garten sollte auch für seine Bewohner zum echten Lebensraum werden und die Bauherren beschlossen, die Planung von dem Garten- und Landschaftsarchitekten Soeren von Hoerschelmann
vornehmen zu lassen.

Seine Bestandsaufnahme: Ein längliches Fleckchen Erde von etwa 1.500 Quadratmetern, eingebettet in die typisch holsteinische Landschaft, sanft von Süden heran rollend und das Grundstück nach ­Norden über eine deutlich abfallende Böschung verlassend. Die Sonne wandert täglich von einem Ende zum anderen und nimmt dabei die Schatten von großen Bäumen mit sich – wenn sie denn scheint. Eine ehemalige Ziegelei, die zum schmucken Wohnhaus ­wurde, ideal platziert: Ländlich, fast Alleinlage.

Es sollte Räume zum Feiern geben, zum Ausruhen, Genießen, Beobachten und Träumen. Vielfältig, aber mit Linie. Ein Teich? Nicht unbedingt. Außenküche? Auf jeden Fall. Und viele Pflanzen! Und – für die Robinie natürlich ein neues Plätzchen. Dies waren die Wünsche der Bauherren, die an den Gartengestalter ­herangetragen wurden. Doch eine Frage war noch offen: Wie bringt man einem Baum bei, dass er schon wieder die Koffer packen muss?

PERFEKTE FREIRÄUME ZUM FEIERN UND TRÄUMEN

Herausgekommen ist ein Entwurf, dessen wenige Elemente einen klaren Rahmen schaffen und dabei gleichzeitig auf die umgebende Landschaft reagieren. Diese fließt vom Feld aus auf das Grundstück, durch ein üppiges Staudenbeet hindurch, bis an eine Reihe gebrauchter Granitborde. Eine Ebene tiefer entfaltet sich lichtungsgleich eine großzügige Rasenfläche und verbindet über eine Terrasse am Haus den Vorgarten mit einer extensiv gemähten Obst-Wiese im hinteren Bereich. Dort werden die letzten Sonnenstrahlen eingefangen und Feuer gemacht. Und tatsächlich: Ein Teich glitzert in der Mittagssonne, blauer Himmel spiegelt sich in ihm, wahlweise mit oder ohne Wolken. Oder ohne Blau.

Die nächste Geländestufe führt hinab in einen Garten im Garten, zu einem Sitzplatz mit Stauden, Sträuchern, Kräutern, Strandkorb – und zu der gewünschten überdachten Außenküche! Ein Senkgarten als Lebensmittelpunkt im Freien. Die Anordnung der Granitborde lässt den Garten von jedem Standpunkt aus anders wirken, Drei Pergolen aus Holz gliedern subtil die Längsausrichtung. In Richtung Eingang lassen ­verschiebbare Läden die Entscheidung offen, welchen Ausblick die Bewohner genießen und wie präsent sie sein möchten.

Und die Robinie? Sie wächst nun ungestört in ihre Rolle hinein: Als Zeitzeugin des Lebens um sie herum und für all das, was noch kommen mag.

www.gaertenvonhoerschelmann.de


GARTEN- UND LANDSCHAFTSARCHITEKTUR Soeren von Hoerschelmann, Hamburg

FOTOS Ferdinand Graf Luckner