Das Schmuckstück

Die Architektin und Innenarchitektin Angelika van Putten verwandelte in kürzester Zeit ein unansehnliches Haus aus dem 19. Jahrhundert in ein authentisches Kleinod für eine ganze Familie.

Als sie überlegte, ein neues Familiendomizil zu erwerben, war ihr das Reihenmittelhaus im Kölner Westen aufgefallen. Doch sie war sich unsicher, da es recht unansehnlich war. Schon länger war sie auf das Haus ihrer Nachbarin aufmerksam geworden und so sprach sie die Eigentümerin und Architektin Angelika van Putten kurzerhand an, ob sie sich ihre Wahl in dem alten Stadtquartier mal anschauen könne. Im Inneren erkannten die beiden schnell das Potential des Hauses aus den 1925er Jahren: Es hatte hohe Decken und eine gute Substanz, es war in der Zwischenzeit nicht kaputtsaniert worden und hatte, trotz der 120 Quadratmeter, eine gute Größe für die vierköpfige Familie. 
Nach dem Kauf sprach sie ihre Nachbarin erneut an, nun, ob sie ihr bei der Sanierung behilflich sein könne – ein echter Glücksfall. Denn Angelika van Putten, die sowohl Architektur als aus Innenarchitektur studierte, hatte sich gerade 2021 nach Tätigkeit in internationalen Architekturbüros mit ihrem „Studio van Putten“ in Köln selbständig gemacht, um näher am Kunden arbeiten zu können und sich auf ganzheitliches Bauen im Bestand spezialisiert. A Einen Haken gab es allerdings: Inklusive Planung sollte der Umbau in sechs Monaten durchgeführt sein und mit möglichst wenigen Mitteln möglichst viel erreicht werden. Zunächst ließ die Architektin das Haus komplett entkernen. Dabei kamen ein paar Unikate zum Vorschein: Ein wunderschöner Terrazzo im Eingangsbereich, eine Treppe aus den 50er Jahren sowie alte Balken und Dielen, die erhalten und aufgearbeitet werden konnten. „Ich finde immer wichtig den Kern des Hauses herauszuarbeiten und zu schauen, was wirklich wichtig ist. Früher wurde mit Handwerkskunst gebaut, die sich oft wunderbar aufarbeiten lässt. Betritt man nun das Haus, ist die Atmosphäre des Ursprungs wieder spürbar.“ Und – diese wurde durch eine gemeinsame Vorliebe der beiden ergänzt: Die lässige Art der niederländischen 
Architektur. „Die Bauweise und das Herausarbeiten der ursprünglichen Einzigartigkeiten in Verbindung mit natürlichen und authentischen Materialien schaffen diese besondere Atmosphäre.“

Gleichklang von Tradition und Moderne

„DIE ATMOSPHÄRE EINES GEBÄUDES MUSS VOR DER HAUSTÜRE BEGINNEN UND SICH IMINNEREN BIS IN DIE HINTERSTE ECKE FORTFÜHREN.“
ANGELIKA VAN PUTTEN

Die Architektin ließ die alten Kunststofffenster und Rollladenkästen entfernen und vom Fachmann aus der Eifel bauzeitliche Holzfenster anfertigen. Die alte Riemchenfassade erhielt einen Anstrich, der Fensterfries wurde angeglichen und die Haustüre erneuert. Für das Innere hatte sich die Bauherrin mit ihrer vierköpfigen Familie eine offene Küche, eine größere Garderobe und zwei Kinderzimmer gewünscht – vor allem familientauglich sollte das neue Zuhause sein. Im schmalen Hausflur ließ die Architektin die Wand zum Wohnbereich effektvoll durchbrechen und versah die Öffnung mit einer 
maßgefertigten Schiebetüre, die die Form der Wanderkleidung aufnimmt. So wurde der ehemals schlauchartige Flur erweitert und erhellt. Aus dem Inneren des Wohnzimmers erblickt man durch den gläsernen Teil der Schiebetüre den Unikatcharakter der Treppen-Brüstung aus den 50er Jahren, die die Innenarchitektin einheitlich in Farbe tauchte. In allen Räumen des Erdgeschosses bietet die 1.40 Meter hohe Wandverkleidung sowohl die Struktur der Räume, als auch Schutz der Wände. Hinter der Garderobe im neu gestalteten Eingangsbereich findet sich die offene Küche, die mit dem Esszimmer verbunden ist. Hier tauchten bei der Sanierung auch die alten Balken auf, die sie ebenfalls aufarbeiten ließ. Über die schöne alte Treppe gelangt man ins Obergeschoss der Eltern, wo die Architektin für die Großzügigkeit Mauern entfernen ließ. Direkt im Schlafzimmer findet sich nun das offene Bad en suite. Der Dachboden avancierte zum Reich der Kinder. Hier ließ Angelika van Putten Teile des Spitzbodens entfernen. Die entstandenen Spielflächen unter dem First erreichen die Kinder in ihren jeweiligen Zimmern über die maßgefertigten Einbauschränke, die als Aufstieg fungieren. 
Mit feinem Gespür, viel Liebe und besonderer Baukunst hat Angelika van Putten nicht nur ein neues – durch den Callwey-Verlag ausgezeichnetes Familienidyll geschaffen. Sie hat mit Respekt dem Gebäude das zurückgegeben, was es zu etwas ganz Besonderem macht. Seinen Ursprung.

www.studiovanputten.de

ARCHITEKT STUDIO van PUTTEN
LAGE Köln
BAUJAHR 1925
KERNSANIERUNG 2021
FLÄCHE 120qm
FLIESENARBEITEN Christian Leisten Köln
GARTEN LANDSCHAFTSBAU Waanders Garten, Köln
KAMINBAUER Kaminbau Hase, Köln
DACHDECKER Mario Ax, Frechen
SANITÄR INSTALLATION Smart Sanitär Installation, Köln
FENSTERBAUER FRIEDRICH FENSTERBAU, Dreis
TERRAZOARBEITEN Natursteinsanierung Mudersbach, Bergheim
MALER Malerbetrieb Stephan Eichler, Köln

FOTOS Lukas Palik