CHRISTIAN HEUCHEL
ARCHITEKT UND KÜNSTLER
HAUSLUST TEIL 8:
NATUR
Hinter derarchitektmitderpuppe steht Professor Christian Heuchel, Architekt, Künstler und Geschäftsführer von O&O Baukunst, sein Alter Ego Van Heuchel und eine Redaktion, die sich in der ARCHITURA zu aktuellen Fragen und Diskursen der Architekturtheorie äußert, ebenso wie zu Phänomenen der heutigen Alltagsarchitektur. Und der zugehörigen Natur.
Reicht der heutige Umgang mit der Stadtbegrünung, um unseren Planeten zu retten? Manch aktuelle bauliche Begrünungsversuche erscheinen kurz gedacht. Unsere Häuser mutieren zu großen Blumentöpfen. Windräder verschandeln unsere Landschaften. Alles im Namen der Ökologie. Die Naturerfahrung wird verniedlicht. Ein Blick über den Tellerrand sei erlaubt, denn Andersdenkende finden wir auch in der Kunst. Unsere Wahrnehmung der Natur wird durch das Auge des Künstlers bereichert. Naturwahrnehmung, Naturempfindung, Naturinterpretation – sie lassen Bilder entstehen, die uns verwirren und die Macht der Natur vermitteln. Und dies auf ganz unterschiedliche Art und Weise:
Henri Rousseau | „Traum der Yadwigha“ | 1910
Ein Urwald in mehr als fünfzig Grüntönen. In diesem Kunstwerk finden Naivität und Einfachheit,
Nacktheit
und Naturverbundenheit Ausdruck.
Vincent van Gogh | „Weizenfeld im Sonnenaufgang“ | 1889
Malerei im Rausch von Pixeln, Farben und Bewegung. Die Landschaft ist Träger der
jeweiligen emotionalen Gestimmtheit des Künstlers. Die Farbe ist Teil der Welt.
Matthew Barney | „River of Fundament“ | 2006 bis 2014
In Sequenzen der epochalen Filmoper steht der Betrachter vor einem Stauwerk. Berauscht
von der Naturgewalt des Wassers.
Walter De Maria | “The Lightning Field” | 1977
Land Art mit Blitz: 400 Edelstahlstäbe in der Einsamkeit, die diese Elementarkraft begierig
aufsaugen. Oben angespitzt gleichen sie das unregelmäßige Terrain dieses mystischen Ortes aus.
Lars von Trier | „Melancholia“ | 2011
Ein vagabundierender Planet kollidiert mit der Erde, die im Flammenmeer untergeht. Das Wunder der Erleuchtung
im Endzeitfilm. Natur ist überall. In jeder Faser.
James Turrell | „Roden Crater“ | 1974
Der Land Art-Künstler installiert ein gewaltiges Wahrnehmungskunstobjekt. Im Vulkanbauch fräst er ein
Netz aus Gängen und Zimmern. Durch die Öffnungen dringt das Licht einzelner Himmelskörper ins Innere des Kraters.
Michael Heizer | „Levitated Mass“ | 2012
Gigantischer Meteoriteneinschlag. Elf Nächte brauchte es, um den 340-Tonner aus der Natur auf einem
Lastwagen in Schrittgeschwindigkeit 100 Kilometer weit zu transportieren. Im Eingangsbereich des Los Angeles County Museum of Art wurde dieser Monolith über den Köpfen der Besucher abgelegt.
Pierre Huyghe | “Untitled (Human Mask)” | 2014
In diesem Werk wird der Unterschied zwischen Fiktion und Realität aufgelöst, während die Erfahrung
der Welt aufgebaut wird. Es geht um die Künstlichkeit des neuen Menschen. Die Verschmelzung von Mensch, Tier und Natur.
Paul und Damon McCarthy | „Caribbean Pirates“ | 2001
Die Gesetzlosigkeit der Piraterie steht im Mittelpunkt des „Sittengemäldes“ aus lebensgroßen
Skulpturen. Die Parabel auf „Natur und Mensch“ hinterfragt, inwiefern Körper, Sex und Gewalt mit Konsum verstrickt sind. Das Abbild des neuen Menschen?
Der Künstler visualisiert unsere aktuelle Vorstellung von Natur. Der Baumeister entwickelt Städte für ein Menschenbild, das durch Anpassung an die Natur geprägt ist. Analog: Wie würde sich die Stadt durch den Künstler verändern? Wie sähe eine von van Gogh inspirierte Natur aus? Welche Bedürfnisse in puncto Natur hat denn nun das neue Menschenbild? Die Antwort finden wir in der Natur.
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FOTOS Veit Landwehr