Historischer R(h)einraum 

VIS Architekten transformierten das alte Fischerhaus zurück in seinen Ursprung und erhielten dank Wahrung der alten Bausubstanz ein Stück Geschichte im Kölner Süden. Das Beste: Als eines der wenigen Privatgrundstücke hat es einen direkten Zugang zum Rhein.

Dank seiner schönen Rheinlage im Kölner Süden wurde das ‚Dörfchen‘ Rodenkirchen mit der Gemütlichkeit alter Fachwerkhäuser einerseits und der kölschen Riviera andererseits mit den Jahren ein beliebter Ausflugsort und bevorzugter Wohnplatz wohlhabender Kölner. Der Bauherr dieses wunderschönen Projektes stammt aus Rodenkirchen. Bereits vor rund 20 Jahren hatte er sein Haus von VIS Architekten auf einem Grundstück errichten lassen, dass wegen des knappen Bauraums keine Grünfläche aufwies. Er erwarb das Anwesen mit dem alten Fischerhaus direkt neben seinem Eigentum und wünschte vor allem einen Raum für Fitness und für Grün. Er wollte das alte Haus aus dem Jahr 1761 so weit wie möglich in den Ursprung zurückführen, um seinen Charme zu erhalten. Das Besondere des Anwesens: Als eines der einzigen Wohnhäuser der Gegend hat es einen Zugang zum Rhein, der unmittelbar davor vorbeifließt. Das Häuschen wurde seinerzeit von einem Fischer mit Familie bewohnt und trägt seither den Namen „Fischerhaus“. Mit einer Breite von 3,50 Meter und einer Länge von etwa 16 Metern wurde das superschmale historische Gebäude im Laufe der Jahre mit Schuppen und ähnlichem bis zur Unkenntlichkeit verbaut. VIS Architekten entfernten die Anbauten und befreiten das zugewucherte Gelände. Zum Vorschein kam etwas von dem man ahnte, dass es ursprünglich mal ein zauberhaftes Backsteingebäude gewesen ist, das erstaunlicherweise nicht unter Denkmalschutz stand. Durch einen Brand war der ursprünglich hübsche Giebel, den die Architekten auf alten Plänen erkennen konnten, vernichtet worden und das Häuschen hatte ein Flachdach erhalten. Die Gestalter entfernten die 2,15 Meter hohen Deckenflächen, um auf die Wohnhöhe von 2,20 Meter zu kommen.

Für ein komplett neues Satteldach, das sie nach den alten Bauplänen des Fischerhauses wiederherrichten wollten, erwarben sie in Bayern eine alte Scheune. Sie trugen die alten Holzbalken ab, verfrachteten sie an die Rheinmetropole und verwendeten sie zur Rekonstruktion des neuen Daches. Die alten Ziegelwände wurden freigelegt, gereinigt und zum Teil sichtbar gelassen, die Giebelwand musste allerdings komplett erneuert werden. Dafür trugen sie die Steine aus Abbruchhäusern in Rodenkirchen zusammen, die ungefähr im selben Zeitraum erbaut worden waren. Die Architekten ließen die Steine reinigen und die Giebelwand neu aufbauen. Teilweise wurde die Wand mit schmalen Forster Profilen verglast, um das recht kleine Haus durch die Verbindung nach draußen großzügiger erscheinen zu lassen und um die schöne Terrasse und den Garten miteinzubeziehen. Sie ließen das Fischerhaus energetisch mit Fußbodenheizung und Wärmepumpe ertüchtigen und erneuerten die Sanitär-und Elektroinstallationen. Wenn man nun von der Gartenseite durch die Verglasung der Giebelwand in das Gästehaus hineinschaut, finden sich im Erdgeschoss Küche und Essbereich mit dem Wohnraum auf einer Wohnfläche von 63 Quadratmetern. Zentrum des Hauses ist die Galerie, die alle Bereiche miteinander verbindet. Von hier aus blickt man in eine Höhe von 6,30 Metern auf die alten bayerischen Holzbalken des Giebels. Hinter der Stahltreppe wurde eine Holzverkleidung konsequent nach oben gezogen. Dahinter verbirgt sich ein Schlafzimmer mit Bad. Das Interior des Hauses besticht in Eichenholz aus der nahen Umgebung und wurde vom Tischler maßgefertigt. Der Boden in fugenloser Spachteltechnik in Betonoptik passt sich harmonisch der Innenarchitektur an. Über die freischwingende vorgespannte 12-mm-Flachsttahltreppe erreicht man im Obergeschoss auf 27 Quadratmeter die schwebende Empore aus Stahl, die als Büroraum genutzt wird. Hinter der Holzverkleidung verbirgt sich ein weiterer Schlafraum mit Bad mit freier Sicht auf die schönen alten Giebelbalken. Der Garten wurde komplett neugestaltet und dient nun als grüne Freifläche zwischen beiden Häusern. Auf Wunsch des Bauherrn erhielt er einen Fitnessraum mit Bad auf 46 Quadratmetern. Aus Verbundenheit zu seiner Heimat wählte der Architekt Stefano Vidale Kalksteinplatten Pietra D’Istria und verlegte sie auf der Terrasse im römischen Verband. Die gleichen finden sich in der Grünfläche, liegen genau in der Achse der Bestandstreppe des Hauses und führen als Gehweg direkt an den großen Fluss. Das Fischerhaus strahlt eine unglaubliche Ruhe aus. VIS Architekten kreierten ein ganz besonders idyllisches Kleinod, das völlig ungestört mitten in Rodenkirchen liegt und in aller Ruhe auf seine Gäste wartet.

www.visarchitekten.com


ARCHITEKT Vidale Schnitzler Architekten, Köln
TRAGWERKPLANUNG/BAUPHYSIK Jens Schoppen, Bergisch-Gladbach
VERMESSER SEAD Vermessung, Köln
LICHTPLANUNG Arens Faulhaber Lichtplanung, Köln 
ROHBAUARBEITEN Upgang Bau, Köln
METALLBAU Engemann, Mechernich-Obergartzem
BODENARBEITEN Einwandfrei, Köln
SANITÄR Michael Sroka, Köln
ZIMMERMANN Theodor Höller, Köln
DACHDECKER Andreas Fröhlen, Bergisch-Gladbach
FENSTER Gehendes Metallbau, Neroth
INTERIOR Messing Müller, Köln
NATURSTEIN Steinzeit Natursteine, Bonn
GARTEN Contur 2, Bergisch-Gladbach
MALER Raumgestaltung Weyres, Köln
BODEN Estricharbeiten Holger Brandt, Wesseling; MTV Parkettstudio, Frechen-Königsdorf
TISCHLER Schreinerei Röhrig, Köln

FOTOS Valery Kloubert


Neues Flair für das alte fischerhaus