Best in Black

Die Architekten Kraus Fischnaller vermittelten zwischen zwei Gebäuden und schufen eine sehr spannende eigenständige Kubatur –ganz in Schwarz.

Zwischen zwei konventionellen Wohnhäusern – nördlich ein kleines mit Satteldach, südlich ein großes mit Walmdach – steht das neue Zuhause der Bauherren, dessen ungewöhnliche Geometrie zwischen den angrenzenden Volumen vermittelt. Die Architekten
 Kraus Fischnaller nahmen für das neue Haus ihrer Bauherren Bezug
auf die jeweiligen Baufluchten und Höhen und formten so eine eigenständige Kubatur, die sich unaufgeregt in den Ort einfügt. Die räumliche Organisation des Hauses entwickelte das Architekten-Team aus den präzisen Vorgaben zu Gewohnheiten des Zusammenlebens und persönlichen Vorlieben der Familie: Bei der Verortung der 
gemeinsamen Rituale – beispielsweise beim Essen, Musizieren und Saunieren – stehen die schönen Ausblicke und die Außenraumbezüge im Vordergrund; bei den individuellen Räumen und Nutzungen sind Rückzug und Adaptierbarkeit auf die jeweiligen Bedürfnisse maßgebend. So wird die Gliederung des Hauses über drei Ebenen von drei Raumprinzipien und den damit verbundenen unterschiedlichen Erfahrungen bestimmt.

Im Erdgeschoss wickeln sich die gemeinschaftlichen Wohnbereiche als Kontinuum um ein kompaktes Kernmöbel, das sämtliche Nebenräume integriert. Die ringförmige Enfilade ermöglicht durch ihre 
Wegeführung in zwei Richtungen ein‚ aufeinander zugehen‘ oder ein ‚sich aus dem Wege gehen‘ – je nach Stimmung. In Ergänzung zum Radialweg bietet ein shortcut durch das Kernmöbel den schnellen Wirtschaftsweg an.

Der Grundriss hier im Erdgeschoss geht von maximaler Offenheit aus, kann jedoch auf wechselnde Anforderungen in unterschiedlichen 
Lebensabschnitten reagieren. Jede leichte Trennlinie zwischen den Funktionen als nicht tragende Trennwand ist mit Tür gedacht und kann realisiert werden, um den sich verändernden Formen des Zusammenlebens gerecht zu werden. Im Kontrast zu dem erdgeschossigen offenen Wohnbereich sind die Zimmer im 
Obergeschoss als Cluster um einen zentralen, von oben belichteten Verteilraum mit umlaufender Regalwand gruppiert. Dieser Raum verfügt über eine spezifische Größe, die ihn über einen notwendigen Flur hinaus zu einem nutzbaren Ergänzungsraum qualifiziert. Ganz oben liegt die an einen sichtgeschützten Patio gekoppelte Sauna – mit Blick über den Hang.

AVANCIERTE ANDERSARTIGKEIT

Alle Geschosse sind über die zentrale Treppe verbunden, deren Auftakt als konzentrierter Drehpunkt an der Schnittstelle zwischen Eingang und dem gartenseitigen Wohnbereich liegt. Damit ist die Treppe integraler Bestandteil der Wohnzone, kann aber auch direkt vom Foyer genutzt werden. Von den drei aus dem Gebäudevolumen 
subtrahierten Außenräumen, bildet der erste eine überdachte Eingangszone, die je nach Witterungsbedingungen zugleich einen geschützten Autostellplatz anbietet. Der zweite Einschnitt verzahnt 
als halbüberdachte, ebenerdige Terrasse Innen und Außen. Der dritte stanzt zugunsten einer angemessenen Privatsphäre der Sauna- und Erholungsfunktion einen Patio aus dem Dachkörper. Während das 
teilweise auskragende Dach das Haus von außen homogenisiert, bilden seine unterschiedlich steilen Schrägen in den Innenräumen 
individuelle Raumschnitte und Deckenspiegel aus.

Analog der Kubatur, lotet die Materialwahl, Dachziegeln für die gesamte Hülle die Grenzen zwischen ortsüblicher tradierter Bauweise und avancierter Andersartigkeit aus. Der auf den ersten Blick kontextuell durch seine feine, an ortstypische Farben und Maßstäbe angelehnte Textur. Die großformatigen Fenster mit minimaler Teilung intensivieren den Außenbezug.

www.krausfischnaller.com


ARCHITEKT Kraus Fischnaller Architekten 
PROJEKTTEAM Bettina Kraus, Alexander Thomass, Niklas Fanelsa
LAGE Hamburg Bergedorf
BAUJAHR 2017
FLÄCHE 270 qm
FENSTER Świebodzin Fabryka Okien Drewnianych
PATIO Lamilux
FASSADENZIEGEL Wienerberger
METALLBAUARBEITEN Möhring Klempnerei, Hamburg
LICHT LichtJa – Licht und mehr, Hamburg
TISCHLER snoeck & co, Hamburg
SANITÄR Kaldewei + Keramg
VORHÄNGE Création Baumann

FOTOS Filip Kujawski, Alan Ovaska (Portrait)